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Fotografien made by Sascha Dreger

Wir haben in den vorherigen Berichten gelernt, wie ein Stück aus dem Kopf des Autors über die Feder zu Papier gebracht wurde.
Heute zeige ich euch die spannenden Details in der Entwicklung eines Theaterstücks.

Als ich erstmals das Drehbuch las, konnte ich mir trotz blühender Fantasie nicht vorstellen, wie das auf der Bühne umgesetzt werden soll. Die Sätze stehen aneinandergereiht mit den Hinweisen wer was sagt, aber wie etwas gesagt wird und wie es auf der Bühne gespielt wird steht dort nicht.

Wie im richtigen Leben kommt hier die Würze ins Spiel. Na klar ist alles an einem Kind vorhanden, wenn es geboren wird. Es ist lebensfähig, jedoch die Facetten entstehen erst durch Erziehung, Erfahrung und durch das schnöde Leben selbst.

Es wäre zu profan es auf dieser simplen Formel zu belassen. Außerdem würde ich euch ein ganz spannendes Kapitel vorenthalten, denn jetzt beginnt eine Entwicklung die sich in keiner Formel definieren lässt.

Natürlich gibt es auch in dem Berufsstand des Regisseurs als auch bei den Schauspielern Techniken derer sich professionell bedient wird. Es ist aber sehr viel mehr und hier beginnt die Kunst die entsteht und schwer zu erklären ist. Ich versuche es….

Vom Ursprung war die Reise durch den Wahnsinn von Stephan Eckel als 2-Personen-Stück angelegt. Ein Therapeut und ein Pfleger sollten die verschiedenen Gemütszustände auf der Bühne mit witzigen und irren Dialogen spielen.

Reiner zog uns gleich diesen Zahn.
Am Tisch saßen 4 Schauspieler und selbstverständlich Reiner himself.

In seinem Kopf sah er die verschiedenen Emotionszustände in der Darstellung von verschiedenen Personen immer wieder im Wechsel.
Ich konnte mir nur mühsam ein ratloses „Häh“ verkneifen.
Wenn ich beim Lesen schon meine Sorgen bei der Vorstellung zur Umsetzung hatte, so konnte ich mit dieser Aussage nun grad gar nix anfangen. Ratlos hörte ich weiter zu.

Ich greife jetzt vorweg.
Ein kluger Kopf unser Reiner.
Durch seine Idee bekommt dieses Stück neben seinem Witz eine Dynamik und Kurzweil, die seinesgleichen sucht.
Die kurzen Sequenzen mit immer wieder verschiedenen Schauspielern haben den Motor des Stücks mit ordentlich Hubraum gestartet.
Bei den Konstellationen hat Reiner einer seiner Stärken allumfänglich zum Einsatz gebracht.

Das wurde mir so richtig bewusst, als er mit Katja den „Rundgang“ spielte.

Beide sind Pfleger und spielten den Dialog wie im Drehbuch.
Er, der erfahrene Pfleger führt die neue Pflegerin ein.
Die Erklärungen sind köstlich.
Das Publikum auf angenehme Weise eingebunden und „spielen“ hier die „schwer Gestörten“. Selbstverständlich werde ich euch jetzt nicht alles verraten, jedoch ist diese Rolle in dieser Konstellation ein sehr gutes Beispiel für die Entwicklung eines Stücks.
Erst haben sie brav das Skript gespielt.
Hochdeutsch, versteht sich.


„Kannst du hessisch,“ fragt Reiner zwischen den jeweiligen Takes.
Katja versuchte sich in hessisch, was schon sehr witzig war.
Der Brüller jedoch für diese Konstellation ist, als die Rolle final auf sächsisch ausgelegt wurde.
Selbst das Minenspiel wurde dadurch noch witziger.

Der Anfang beginnt mit Martina Brandner. Vom Ursprung saß sie neben dem Therapeuten im richtigen Leben Ihrem Ehemann.
Hier in diesem Stück spielen die Zwei mit köstlichen Dialogen wie z.B. „Endlich sind wir alleine“ …. bis hin zu „Diese ewige Zweisamkeit“ ist zum Kotzen.

In dem anderen Set „Unterwerfung“ ist diesmal Martina die Therapeutin und beginnt gleich mit dem Satz „Sie müssen lockerer werden“ mit hau rein Kapelle.
Final dreht das zierliche Persönchen so ganz anders als im richtigen Leben auf.
Burschikos rammt sie den stattlichen Mann angespitzt in den Boden. Wie gut, dass die Schauspieler nach getaner Kunst die Rolle in der Garderobe lassen.
Hoffe ich zumindest gerade in diesem Fall..

Für mich war es außerordentlich spannend, wie sich nicht nur die jeweiligen Sets sondern auch die Schauspieler in den jeweiligen Rollen entwickelten und veränderten.
Es war, als schlüpften sie jeweils in die unterschiedlichen Seins die sie definitiv nicht im richtigen Leben sind.
So erlebte ich die fröhliche und eher bescheiden zurückhaltenden Martina als dominante und entnervte Therapeutin bei einem Mann, der sonst das Zepter klug und mit Vernunft schwenkt mit zusammengekniffenen Knien in der Unterwerfung.

WAHNSINN…

Gestern war ich bei der Hauptprobe. Ich kann euch versichern, die nächsten Berichte werden euch gefallen.

Morgen geht es weiter in diesem Etablissement und den Spannungsbogen kann ich noch weiter ausbauen.

Noch dreimal schlafen…. Gott bin ich jetzt schon aufgeregt…

 

 

 

 

 

 

 

 

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